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Themen > Wirtschaft > Bildung und Herkunft

Herkunft und Umgang mit Dessertlöffeln

Dass das Thema Herkunft bei der Bildung noch immer eine grosse Rolle spielt, zeigt das Portrait einer Arbeitertochter, die Ärztin werden will in der Zeit vom 29.10.2017 

"Hesch Arbet?"

Die erste Frage meiner Grossmutter war immer: "Hesch Arbet?" Nie begrüsste sie mich mit "Wie geits?", wenn ich sie in ihrem kleinen Häuschen – zwei Zimmer, Küche, Holzofen – besuchte. Jahrelang diente sie in den 20er Jahren als Dienstmagd in reichen Berner Patrizierhäusern. Sie konnte sich kaum vorstellen, was ich in der fremden Welt der Universität gemacht habe. Nicht einmal einen seriösen Beruf mit sicherem Einkommen wie Arzt oder Anwalt habe ich gewählt. Auch mit Politik hatte sie nichts am Hut. Die oben machen ja doch was sie wollen. Wenn ich mich politisch engagiere, dann will ich, dass auch heute junge Menschen aus einfachen Verhältnissen die gleichen Chancen haben, wie ich sie hatte.

Gemeinsam gegen Armut

(14.6.2007) 0,7% - Gemeinsam gegen Armut ist die Kampagne von über 60 schweizerischen Hilfswerken, Frauen- und Jugendorganisationen, Umweltverbänden, Kirchen und Gewerkschaften. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, dass die Schweiz sich als eines der reichsten Länder der Welt stärker für die Millennium-Entwicklungsziele der Uno einsetzt. Alle Menschen dieser Welt sollen unter würdigen Bedingungen leben können. In einer Petition fordert die Kampagne darum Parlament und Bundesrat auf,·sich stärker zu engagieren, damit die schlimmste Armut und die Zahl der Hungernden bis 2015 halbiert werden können. Die öffentliche Entwicklungshilfe soll bis 2015 schrittweise auf 0,7% des Bruttonationaleinkommens erhöht werden.

Zur Petition

Spar gegründet

(25.5.2007) Die Organisationen „KABBA" aus Bern, die „Liste 13" sowie die „Armutskonferenz von unten" aus Basel haben die „Schweizerische Plattform der Armutsbetroffenen SPAR" gegründet. Mit einer gesamtschweizerischen Vernetzung und gemeinsamen Aktionen werden Armutsbetroffene koordiniert das politische Feld betreten und eine gemeinsame Politik gegen Armut, Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit betreiben.

Die SPAR vertritt die Rechte der Erwerbslosen, Ausgegrenzten und Armutsbetroffenen und betrachtet die Menschenrechte und Menschenwürde als höchste Güter. Sie fordert für alle Einwohner der Schweiz ein bedingungsloses und existenzsicherndes Grundeinkommen, welches ein menschenwürdiges Dasein erlaubt.
Link zu der Schweizerischen Plattform: http://schweizerplattformarmut.blogspot.com/

Diskriminierung in der Schule

Wie sehr bereits in der Schule Diskriminierungen eine Rolle spielen, habe ich konkret wieder einmal verfolgen können anhand der Interpellation von Hasim Sönmez im Stadtrat. Dahinter stehen immer auch Einzelfälle, einige habe ich zusammen mit der Schullaufbahn der eigenen Kinder ganz konkret mitbekommen. Auch der Gemeinderat bestätigt, dass Können allein nicht über die Laufbahn der SchülerInnen entscheiden. Mehr

Kalte neue Welt

Selten in den letzten Jahren hat mich eine Reportage mehr beschäftigt als das Portrait von vier Jugendlichen im Amerika der neunziger Jahre, deren Familien und Heimatregionen einen dramatischen wirtschaftlichen Abstieg erlebt haben. Ob schwarz, weiss oder von mexikanischer Abstammung, ob Rapper, Skinhead - alle sind sie das Opfer des Kriegs gegen die Drogen geworden. Denn: "der Drogenhandel ist das Herzstück der nationalen Schattenwirtschaft geworden, die neben der Armut blüht.".  Die Jugendlichen haben keine wirtschaftliche Perspektive. Trotzdem oder erst recht versuchen sie sich mit aller Kraft eine eigenen Identität zu schaffen und kommen damit immer wieder in Konflikt mit der älteren Generation.

William Finnegan, Cold New Word. Growing Up in a Harder Country. New York 1998 (leider kein schlauer Link verfügbar).

Als Ergänzung zur Situation in der Schweiz und Deutschland: Allan Guggenbühl, Pubertät - echt ätzend. Freiburg 2000. Beschäftigt haben mich weniger die Ratschläge an die Eltern als beispielsweise Guggenbühls Bemerkung, dass Jugendliche durch (über)lange Ausbildung - man könnte ergänzen: Jugendarbeitslosigkeit - von Verantwortung und der Erwachsenenwelt ausgeschlossen werden.

Soziale Herkunft

Geschlossene Gesellschaft? Für Spitzenkarrieren in Deutschland ist die soziale Herkunft ausschlaggebend, nicht die individuelle Leistung. Michael Hartmann weist in einer lesenswerten Studie nach, dass zwar heute mehr Junge aus der Arbeiter- und den Mittelschichten an die Uni gehen als noch vor zwanzig oder dreissig Jahren. Aber unter jenen mit einem Doktortitel in Recht, Wirtschaft oder Ingenieurwissenschaften haben jene aus der sozialen Oberschicht fünfmal mehr Chancen auf einen Top-Managerposten. Mit andern Worten: Nicht allein die Bildung, sondern auch die soziale Herkunft ist dafür entscheidend. Dieser Trend nimmt sogar zu. Es sind die feinen Unterschiede ("gleiche Wellenlänge"), welche entscheidend sind. Da ich selbst aus bescheidenen Verhältnissen stamme und ein Studium abgeschlossen habe, kommt mir das sehr bekannt vor...

Michael Hartmann, Der Mythos von den Leistungseliten. Spitzenkarrieren und soziale Herkunft in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, Frankfurt 2002

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