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Historisches Gedächtnis und demokratische Politik

Begrüssung zur Podiumsveranstaltung "beyond duty" vom 8. Februar 2018

Dear Ambassadors, chers ambassadeurs, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Podiums, dear guests, liebe Gäste

Es ist mir eine Ehre, Sie alle zu begrüssen und den heutigen Abend zu eröffnen: es ist die erste Veranstaltung für neue Polit-Forum Bern – der Käfigturm steht schon über 700 Jahre da, auch seine Nutzung als Politzentrum dauert bald 30 Jahre. Neu ist die Trägerschaft des Polit-Forums Bern, die das heute ermöglicht, mit der Stadt, dem Kanton, der Burgergemeinde und den beiden Landeskirchen. Diese Träger und all die Leute, die sich eingesetzt haben, als in den letzten beiden Jahren das Polit-Forum gefährdet war, gebührt grosser Dank: eine Demokratie braucht solche Orte des Austausches – es liegt aber auch an uns, sie mit Leben zu füllen, das machen wir heute.

Das Thema der Ausstellung von Yad Vashem und des Podiums heute Abend nehmen Kernelemente dessen auf, was das Polit-Forum ausmacht:

Das ist einerseits das Wissen um Geschichte – ohne historisches Gedächtnis ist keine ethische und keine demokratische Politik möglich. Die Ausstellung behandelt vor dem Hintergrund einer des dunkelsten Perioden eine Reihe von Diplomaten und ihren Einsatz «beyond duty» im Namen der Menschlichkeit, die als „Gerechten unter den Völkern“ anerkannt wurden. Anlass der Ausstellung ist der internationale Gedenktag an die Opfer des Holocaust vom 27. Januar. Dieses Jahr hat zudem die Schweiz den Vorsitz der International Holocaust Remembrance Alliance IHRA.

In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Vorsitz der IHRA haben wir die Ausstellung ergänzt um einen spezifischen Schweizer Bezug. Dieser besteht  einerseits in zusätzlichen Information über die fünf Schweizer Diplomaten, die als „Gerechten untern den Völkern“ anerkannt sind, andererseits  in den berühmten originalen Kollektivpässen, die Carl Lutz und sein Team in Budapest erstellt haben. Zwei Serien von zwei Bänden befinden sich im Schweizerischen Bundesarchiv, in Yad Vashem und im ungarischen Nationalarchiv. Zum ersten mal überhaupt sind sie hier zusammengestellt und zu sehen, als Original, Kopie oder Auszüge. Diese Zeugnisse von Menschlichkeit zu sehen, hat mich beim Einrichten selbst tief berührt.

Ein zweites Element ist der Bezug zur aktuellen Politik. So grundverschieden die historischen und aktuellen Hintergründe sind: der Zwiespalt zwischen Vorschriften und Gewissen stellt sich immer wieder neu. Die Aktualität dieser Frage werden wir heute auf dem Podium diskutieren.

Das dritte Element ist der Bezug zur nationalen und internationalen Ebene, die zu einem Polit-Forum im Zentrum der Hauptstadt gehört, auch wenn der Bund seine Trägerschaft leider den Sparmassnahmen geopfert hat. Der Bezug betrifft sowohl Themenwahl und Partner der Ausstellung. Wir schätzen aber auch die Möglichkeit, in einer Stadt der kurzen Wege und in Sichtweite des Bundeshauses den direkten Austausch mit Persönlichkeiten von nationaler und internationaler Erfahrung zu pflegen.

Ich bin gespannt auf eine anregende Diskussion und es freut mich, dass Hannah Einhaus moderieren wird. Sie ist Journalistin und Publizistin und eine ausgewiesene Kennerin der Thematik, zuletzt hat sie über Georges Brunschwig, einen jüdischen Anwalt aus Bern, publiziert. Sie ist unsere Reiseleiterin in die Geschichte und zu den Fragen nach Konflikten und Spielräumen in der Gegenwart.

Bericht Christina Burghagen/Pfarrblatt online