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Religion und Medien

Liebe Gäste

Mein Name ist Thomas Göttin, ich leite das Polit-Forum Bern, ein Ort für Austausch und politische Diskussion hier im Käfigturm. Religion und Medien ist das Thema heute, und steht im Zusammenhang mit der Ausstellung Shiva begegnet SUVA, Religion und Staat im Alltag.

Die Ausstellung ist aufgrund der kantonalen Vorgaben derzeit geschlossen. Veranstaltungen mit bis zu 15 Personen sind erlaubt und führen wir wenn immer möglich auch durch, ergänzt mit live-Stream. Ich begrüsse deshalb die Gäste hier und online. Politik und gesellschaftliche Probleme lösen sich ja nicht in Luft auf, im Gegenteil, wir sind überzeugt: Diskussion und Austausch sind eine Grundvoraussetzung für eine lebendige Demokratie und gerade in der aktuellen Situation wichtiger denn je.

Bereits am späteren Nachmittag gab es einen workshop zum Thema Religion und social media, ein spannender Austausch über filter bubbles, counter politics und Einsichten in laufende Forschungen in einem dynamischen Gebiet. Dieser workshop wurde vorbereitet mit der Research Group for Religion and Politics UZH. Zwei der ForscherInnen sind heue ebenfalls unter den Gästen, und die Moderation hat Michael Braunschweig von der Fachstelle Reformierte im Dialog, der ebenfalls Mitglied dieser Arbeitsgruppe ist. Michael moderiert heute zum letzten Mal in dieser Funktion – doch wir hoffen, dass unser Dialog, reformiert oder nicht, weiter geht.

Die Ausstellung behandelt das Verhältnis von Staat und Religion im Alltag, was für unser Zusammenleben zentral ist und wo sich häufig interessante, überraschende und pragmatische Lösungen finden, wenn staatliche und religiöse Vorstellungen aufeinander treffen. Das betrifft gerade den Titel, Shiva begegnet SUVA, wenn die Tradition indischer Tempelbauer – barfuss, ohne Kopfbedeckung – auf die Schweizerische Unfallversicherung trifft, aber auch die Weihnachtsfeier in der Schule oder die Grabgestaltung auf dem Friedhof.  

Bei der Konzeption von Ausstellung und Veranstaltungen haben wir uns unter anderem auf das nationale Forschungsprogramm 58 abgestützt «Religionen, Staat und Gesellschaft. Die Schweiz zwischen Säkularisierung und religiöser Vielfalt». Die grösste Diskrepanz zu dieser pragmatischen Alltagswelt stellen die Wissenschaftler*innen des  NFP 58 im Mediensystem fest, das sich ja gerne als die Vierte Gewalt im Staat versteht und sich deshalb auch der Frage aussetzen muss, was diese vierte Gewalt im Staat für die Gesellschaft leistet. Sie formulieren es, eigentlich untypisch für die Wissenschaft, sehr klar in ihren Schlussthesen:

1. Das Thema Religion ist in den Medien stark präsent, aber meist in Verbindung mit andern Themen wie Recht oder Politik. Ein Redaktor hat es so formuliert: «Am besten ist Religion gekoppelt mit Sex, Gewalt, Erziehung, Schule oder Staat. Rein religiöse Fragen sind weniger interessant».

2. Die Darstellungslogik der Medien führt zu einer polarisierenden Bewertung der Religionen: Der Islam und seine Vertreter werden überwiegend negativ konnotiert, während andere Religionen, insbesondere der Buddhismus und seine Vertreter, positiv dargestellt werden.

3. Und schliesslich zum Verhältnis Medien – Bevölkerung: Der Schluss liegt nahe, dass Medien die Wahrnehmung von Religionen bei der Bevölkerung nachhaltig beeinflussen.

Ich freue mich sehr, dass wir dieses zentrale und spannende Thema mit spannenden Gästen vertiefen können, vielleicht auch die Rolle der sozialen Medien mit nehmen aus dem workshop von heute Nachmittag, und übergeben die Moderation an Michael Braunschweig.