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Jahresrückblick mit und ohne Pannen

Liebe Stadträtinnen und Stadträte,

liebe Christa Markwalder, Nationalratspräsidentin 2016,

liebe Gemeinderäte und Gäste

 

Es war für mich persönlich ein wunderbares Jahr– wenn auch mit einem fast unerträglichen Kontrast zu dem was um uns herum passiert. Und ich freue mich, dass wir jetzt im progr sind: Als eine von meinen schönsten politischen Taten noch als SP-Parteipräsident konnte ich mit einfädeln, wie das Abstimmungsprozedere im Stadtrat läuft, damit die Abstimmungsfrage für die Volksabstimmung herauskommt, welche denn zum Ja zum progr geführt hat. Und couscous ist bei uns eine Familientradition für festliche Anlässe.

 

Klären wir zuerst das mit den Wetten:

Mit Christa Ammann habe ich gewettet, dass ich das ganze Jahr im Rat nie das Wort „Effizienz“ in den Mund nehme, Effizienz, Effizienz, was für ein schönes Wort, mit dem zischenden ff und dem scharfen z am Schluss. Ich habe es geschafft, aber knapp: Aus der freien Fraktion hat es Wortmeldungen gegeben die so lang waren, dass sie mich bezüglich Effizienz auf eine harte Probe gestellt haben.

Bernhard Eicher hat mir versprochen, dass er versuchen will, mich mindestens einmal im Rat auf die Palme zu bringen. Dass man das kann, weiss er und hat es auch schon geschafft. Es war eine besonders harte Prüfung für mich, wenn er sich zum gemeinnützigen Wohnungsbau geäussert hat.

Wenn wir die Wetten als unentschieden werten und der Wetteinsatz eine Flasche Wein ist, dann leiste ich meinen Teil heute. Das Stadtratspräsidenten-Budget für dieses Jahr ist leer. Für den Wein hat es nicht mehr gereicht. Ich konnte aus einem Lager vier verschiedene Bioweine übernehmen.

Der Stadtpin gibt es bei Nik Schnyder für alle die möchten. Man kann den an repräsentativen Anlässen tragen – es muss ja nicht immer nur der vom Kanton sein. Beim Nik gibt auch wieder einen Fussball-Wimpel für den FC Stadtrat.

Es freut mich, dass Christa Markwalder heute Abend unter uns weilt. Sie war am Montag Nationalratspräsidentin, und absolvierte parallel zwei Etagen über mir ihr Präsidiumsjahr. Mit Fraktionszwang standen wir bei ihrer Feier in Burgdorf auf der Bühne und sie hat uns dann mit dem Cello ans Stadtfest in Chur begleitet, eine vergnügliche, nicht ganz jugendfreie Busfahrt und ein tolles Konzert, am Schluss noch unter Mitwirkung des Churer Stadtpräsidenten. Es freut mich ebenfalls, dass Rolf Dähler, Burgerratspräsident mit dabei ist – wir pflegten einen Austausch, der mich dieses Jahr auch persönlich gefreut hat, genauso wie mit Markus Willi, Parlamentspräsident von Köniz, der sich kurzfristig entschuldigen musste.

 

Man lernt als Stadtratspräsident die Stadt neu kennen – bei vielen repräsentativen Aufgaben, die ich mit Stolz - und mit Respekt vor Pannen -  übernommen habe. Beim Neujahrsempfang folgte schon die erste Prüfung, denn beim Kütschli hat es einen winzigen Zwischentritt für den Ein- und Ausstieg. Das wäre ja ein Fehlstart gewesen, wenn es mich vor dem Bundeshaus als erstes bäuchlings auf den roten Teppich gehauen hätte.

Im Juni taufte ich zusammen mit Paula Bezzola, meiner first lady, das Flaggschiff von Bern– zugegebenermassen auch das einzige Schiff in Bern. Paula zerdepperte beim dritten, energischen Anlauf die Champagnerflasche. Für die Jungfernfahrt wollten sie uns nicht im Boot aus Angst, dass wegen dem Hochwasser das Schiff absauft, und wir als höchste Berner mit ihm. Schliesslich stacj die Ittume bei der Schiffländte bei strömendem Regen und vollbesetzt mit der Guggemusik Panische Nüssli in Plastikregenschütz in die Aare - ein Bild aus einem Fellini-Film.

Vor einem Mittagessen im Juli beim Deutschen Botschafter in seiner willhelminischen Residenz zeigte mir der Botschafter den Garten mit der Bemerkung „er geht bis an die Aare, hätten die Gäste Badehosen dabei, könnten wir vor dem Essen noch in der Aare schwimmen“. Gut, ich hatte halt die Badhose dabei und so ist dem Dr. Otto Lampe nichts anderes übrig geblieben, als mit mir in die Aare zu schwimmen. Zum Baden reichte es dann auch im Rhein beim Stadtratsausflug und bis wir wieder in Bern ankamen, waren auch alle wieder angezogen.

Die Geschenke des Stadtrats habe ich bezogen: Im Tierpark debattierte ich mit Hansueli Blatter über die Freiheit der Auerhühner. Das Foto von uns beiden bei den Papageientauchern braucht der Tierpark jetzt als Werbefoto für das Angebot „1 Tag mit dem Tierpfleger“ und nicht etwa für das Angebot „1 Tag mit dem Stadtratspräsidenten“. Im Metzgerstübli war ich am Tag als wir essen gingen auch nur zweit wichtigster Gast: Am Mittag hatte der Bundesrat in corpore dort zMittag gegessen.

 

Grössere Schwierigkeiten bereitete mir am ersten August das Präsidiale Singen der Nationalhymne. Ich übte zu Hause genau einmal und dann hat Paula das Veto eingelegt. Also konnte ich zum Glück auf die Unterstützung von Sue Elsener und Tinu Schneider zählen beim offiziellen Singen auf dem Münsterplatz inklusive der neuen Version der Hymne.

Bei der 200 Jahre Feier der Stadtmusik Bern hatte ich übrigens erfahren, dass es einen eigenen Marsch für die Stadt gibt, „Gruss an Bern“ – eine beschwingtere Sache als der Berner Marsch. Es gibt auch ein Geranium „Die schöne von Bern“, rot-grün, das habe ich bei Geranium City gelernt. Dieses Wissen konnte ich dann bei der Gesellschaft zu Pfistern im November anwenden, wo ich politisch völlig neutral vor dem Hauptgang eine vegetarische Tischrede hielt. Die vegane Stadtratsdebatte hatte mir da sehr für die Vorbereitung seelisch sehr geholfen. 

Soweit ein kurzer Rückblick – man sollte ja sich und seine Reden nicht überbewerten, alle Reden, vor allem vegetarische, sind kompostierbar, bauen sich ab, lösen sich in Luft auf.