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Projektwoche "Schulen nach Bern"

 

Begrüssung von Thomas Göttin, Stadtratsvizepräsident

 

Werte Parlamentarierinnen und Parlamentarier

Cher conseillers nationaux, chères conseillères nationales

aus Baar, Oberuzwil, Luzern, Düdingen, Cugy und Corsier-sur-Vevey

Je vous souhaite une cordiale bienvenue à la ville de Berne.

herzlich willkommen in der Stadt Bern.

 

Ich bin Vizepräsident des Parlaments der Stadt Bern. Wir sind 80 Parlamentarier und treffen uns am Donnerstagabend im Berner Rathaus zur Sitzung. Sie sind hier, um Bundesbern die Parlamentsarbeit kennenzulernen – unter ParlamentarierInnen ist man übrigens meist per Du. Ihr – meine ParlamentskollegInnen für diese Woche, wollt die Mechanismen der Politik selber ausprobieren. Das freut mich sehr, und ihr habt vielleicht auch die nationalen Wahlen verfolgt, und seid mit dem Resultat zufrieden - oder auch nicht.

Was braucht es für die Politik: Zuerst einmal ein eigenes Urteil und eine persönliche Meinung. Ich meine: Traut eurem eigenen Urteil, traut eurer eigenen Meinung. Es gibt keine andere Instanz in der Politik. Mit unserem Urteil gestalten wir die Politik - so oder so.

Auch wenn wir uns nicht dafür interessieren, gestalten wir sie mit – indem wir die Gestaltung den andern überlassen. Bei Abstimmungen gehen zwanzig Prozent weniger Junge als Ältere an die Urne. Egal wie die genauen Zahlen bei der Masseneinwanderungsinitiative nun waren: Die Jungen haben den Alten die Entscheidung überlassen.

Ebenso wichtig ist Respekt: Denn Respekt für den politischen Gegner, seine Person und seine Meinung, ist Voraussetzung für die eigene Glaubwürdigkeit.

Schliesslich braucht es Interesse und Neugier für das Thema, um die besseren, die überzeugenden Argumente zu entwickeln.

In der Politik braucht es aber auch Mehrheiten, und dafür die Fähigkeit zum Kompromiss. Und manchmal reicht selbst die Bereitschaft zum Kompromiss nicht. Es braucht Geduld und Ausdauer, bis auch die andern – wir Älteren – neue Ideen begreifen.

Im Unterschied zu Computerspielen, wo man fast immer das next level erreicht, gibt es in der Politik aber keine Erfolgsgarantie. Das hat sein Gutes – nicht jede neue Idee ist so gut, wie ihre Urheber in der ersten Begeisterung meinen. Es hat aber auch Nachteile: Junge erleben die Politik als Veranstaltung der Älteren.

Die Visionen der jungen Generation zu ihrer eigenen Zukunft haben es schwer. Deshalb sollten wir vielleicht eine neue Parlamentskammer einführen zuständig für Zukunftsfragen, ein „Collège du futur“, wie es Dominique Bourg von der Universität Lausanne vorgeschlagen hat.

Vor allem aber: Politik macht man mit dem Herzen. Entscheidend ist die Neugier für das, was die Menschen bewegt, die Leidenschaft, manchmal gar Empörung. Man möchte die Dinge ändern, die einem ungerecht erscheinen.

Oft bin ich selber ganz einfach gescheitert mit Ideen, seit ich in eurem Alter begonnen habe, mich politisch zu engagieren. Das ist nicht schlimm, im Gegenteil: Wenn man es versucht, so ist man später stolz darauf, und man hat nichts in sich hineingefressen, das ist gut gegen Magengeschwüre. Aber vor allem: ich habe immer wieder gestaunt, wie viele andere, engagierte, interessante Menschen ich getroffen habe, die dasselbe Ziel haben. Man ist nicht allein. Das ist wunderbar.

 

La politique se fait avec le cœur. Il faut de l’intérêt, bien sûr, mais surtout de la passion, parfois même de l’indignation. Le philosophe Stéphane Hessel, membre de la résistance pendant la deuxième guerre mondiale, plus tard rédacteur de la déclaration universelle des droits de l’homme, décrivait à l’âge de quatre-vingt-treize ans, imaginez-vous, l’indignation parfois nécessaire dans un livre en passant revue toute sa vie politique.

Pour mieux intégrer les visions des jeunes dans la politique, on pourrait par exemple réfléchir d’installer un « collège du futur » comme l’a proposé Dominique Bourg de l’Université de Lausanne.

Mes premiers expériences politiques j’ai fait à Bâle, et en commun avec les français, et les allemands de l’autre côté de la douane. On ne se comprenait pas forcément très bien, mais on avait un but commun. On n’était pas seul, c’est merveilleux.

Es freut mich sehr, dass das Projekt Schulen für Bern weiter durchgeführt werden kann. Ein merci deshalb auch an die Burgergemeinde Bern. Und ein Merci an den Verein und an die Lehrerinnen und Lehrer, welche sich für diese Woche Zeit nehmen.

Es braucht politische Bildung, mehr denn je. Ihr werdet sie diese Woche geniessen. Fordert politische Bildung auch von euren Schulen, in der Gemeinde, im Kanton. Leider haben viele Kantone derzeit vor allem Sparen auf der politischen Agenda. Wenn es dann heisst: kein Geld, dann fordert trotzdem, dass bei der Bildung nicht gespart wird. Es geht um eure, und um unsere Zukunft.

Der Stadtrat von Bern macht übrigens nicht nur Politik, sondern zwischendurch auch Musik. Fraktionszwang heisst unsere Band mit Parlamentsmitgliedern quer durch alle Parteien. Wenn ihr diese Woche am Mikrofon im Parlamentssaal eure Debatten austrägt, dann hört euch vielleicht ein Stück an, es handelt von eben dem Mikrofon im Parlament, und was es alles erdulden muss. Sollte euch die CD nicht gefallen, dann macht das gar nichts: In der Musik gelten verschiedene Stile oder Traditionen zu Recht als Vielfalt und nicht wie in der Politik als Gegensätze. Vielleicht würde diese Auffassung auch der Politik guttun. Und Musik setzt erst noch Zuhören voraus. Auch das braucht es vermehrt in der Politik.

Ich wünsche euch im Namen des Berner Stadtparlaments eine vielfältige aufregende und lernreiche Polit-Woche und hoffe, dass ihr euch in Bern in jeder Beziehung wohl fühlt.

Allez découvrir la ville de Berne. N’avez pas de Hemmige, saisissez l’occasion de discuter, et le soir, découvrez ensemble la ville de Berne, ses cafés, la vie culturelle. Au nom du Parlement de Berne je vous souhaite une excellente semaine et beaucoup de plaisir!