Musik ohne Grenzen
Liebe Gäste, liebe Mitwirkende
Wir sind mitten in einem wunderbaren Konzert. Uns verbindet die Musik als eine schöne und gemeinsame Erfahrung. Die Stimmung im Saal versprüht ansteckende Begeisterung. Wenn ich jetzt als Stadtratspräsident die offiziellen Grüsse der Stadt Bern überbringe, dann mache ich das auch als ganz persönliches Anliegen. Ich glaube, ihr könnt stolz sein auf das, was ihr musikalisch, tänzerisch, trommlerisch und darüber hinaus heute erreicht habt – heute ist übrigens auch der Tag der Menschenrechte.
Viel Einsatz steckt in diesem Konzert: Vom Moment der Idee, die in der alten Feuerwehrkaserne Viktoria entstanden ist, wo derzeit viele neue Ideen entstehen, bis zu den Kontakten mit den Flüchtlingen. Das bedeutet Besuche in Asylzentren, in Zivilschutzanlagen, mit Zugängen über Schleusen und durch dicke Mauern.
Es sind grosse Distanzen, die ihr überwunden habt: für die Flüchtlinge aus ihren Heimatländern, und vom Alltag im Asylzentrum hinaus in die Musik; dann Sprachbarrieren, Berührungsängste, sowie die vielen Fahrdienste zwischen Unterkunft und Probelokalen. Und schliesslich die Proben: die musikalische Distanz vom ersten Versuch bis zum heutigen Abend.
Musik zieht eine grosse Kraft aus dem Zusammenspiel von vielfältigen Einflüssen, die man gleichzeitig und gemeinsam erzeugt, hört und erlebt. Das spiegelt sich auch im spannenden Programm. Umso mehr freut mich das grosse Interesse am Konzert.
Gemeinsame Erfahrungen sind unbezahlbar. Diesen Sommer hatte ich mit dem Stadtrat an einem Fussballturnier teilgenommen, das der jüngste Fussballclub der Stadt organisierte. Asylbewerber aus Eritrea und Äthiopien deckten in meiner Mannschaft gemeinsam das linke Couloir ab, gemeinsam haben wir gewonnen, beziehungsweise verloren, was nicht an ihnen lag.
Erfahrungen funktionieren immer gegenseitig. „Es tut mir guet“ hat mir jemand gesagt, und das bringt es auf den Punkt: Erfahrungen bereichern den Verstand und öffnen das Herz.
Migrantinnen und Migranten bringen ihre Erfahrungen mit und erweitern uns, die hier wohnen, den Horizont. So gesehen bilden alle, die in Bern zugewandert, zugezogen, vorübergewandert sind, einen Teil dieser Stadtbürgerschaft. Am Montag würdigt die Stadt Bern offiziell die Migrantinnen und Migranten und ihren Beitrag zur Stadt mit einer Feier im Sternensaal Bümpliz.
Ich habe in diesem Jahr als höchster Berner die Stadt Bern als hellwach, selbstbewusst und innovativ erlebt. Ich erlebe aber auch eine neue, junge Generation, die Ansprüche stellt, die die Messlatte hoch legt, und die selbst mit vielen innovativen Ideen und mit viel Engagement bei der Sache ist. Nimmt man die Jungen aller Parteien zusammen, sind sie soeben mit Fraktionsstärke ins Stadtparlament eingezogen.
Ein Beispiel für diese Generation ist Manuel Herren, Projektleiter heute Abend (und Saxophonist, da teilen wir eine Leidenschaft, eine andere sind mir die Tambouren), ja die ganze KMBern ist ein Beispiel, mit ihren Leitenden, zusammen mit den weiteren Chor- und Tanz-Begeisterten, die für heute dazu gestossen sind. Die KMBern hat mich in diesem Jahr am 1. August begleitet an der offiziellen Feier auf dem Münsterplatz inklusive Nationalhymne in der neusten Version, und ich hatte Freude an eurer musikalischen Unterstützung. Ich bin gespannt auf das transnationale Hymnen-Medley später, und froh, dass ich diesmal nicht mitsingen muss.
Musik, Kultur überhaupt, erfüllt wichtige Aufgaben in der Gesellschaft und hat Anspruch auf öffentliche Unterstützung, Laienkultur genauso wie professionelle Kultur. Beides darf man nicht gegeneinander ausspielen, es braucht beides und ich bin nicht sicher, ob ich immer den Unterschied kenne. In diesem Sinne gilt meine grosse Wertschätzung der KMBern
Das nächste Stück heisst Imagasy. Im Sommer hat, auch hier im Casino, die Stadtmusik ihr 200 jähriges Jubiläum gefeiert. Sie hat zusammen mit der KMBern dieses Stück gespielt, während Kinder von Creaviva des Paul Kleezentrums grosse Fahnen bemalt haben.
Ich freue mich auf das Wiederhören und wünsche uns allen weiterhin ein wunderbares Konzert.
Thomas Göttin, Stadtratspräsident