Finissage Ausstellung palliative care 30.11.2016 im Rathaus
Liebe Gäste
Gerne begleite ich die Ausstellung zur palliative care im Berner Rathaus an ihrer letzten Station mit ein paar Worten. Ich glaube mit Margarethe Mitscherlich, dass das Älterwerden ein Befreiungsprozess ist – im Moment befreie ich mich gerade von meiner Rolle als Politiker und Stadtratspräsident, morgen leite ich hier meine letzte Sitzung. Und ich glaube, dass Sterben ein Weg ist, den wir in Zukunft wieder mehr gemeinsam gehen werden: als Sterbende, Angehörige und Begleitpersonen. Denn nebst aller Spitzenmedizin und online-Versprechungen werden die Werte von Gemeinsamkeit und persönlichem Austausch wieder an Bedeutung gewinnen. Palliative Care ist so gesehen auch eine Antwort auf die Spitzenmedizin, die bei unheilbaren Krankheiten nicht immer die relevanten Fragen stellt. Abgesehen von technischer Lebensverlängerung müssen wir im Falle einer unheilbaren Krankheit nämlich die unterschiedlichen möglichen Wege im Umgang mit der Krankheit kennen und wissen, welche Fachleute es für welchen Weg braucht. So können wir abwägen, was uns und den Angehörigen für diesen Lebensabschnitt wichtig und sinnvoll ist. Ich danke allen, die sich dafür engagieren und wünsche dem Anliegen Unterstützung, im Wissen, dass es in Zukunft für unsere Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Wenn es im Kanton Bern ein Hospiz sollte geben, so braucht es das Engagement der Politikerinnen und Politiker. Und ich hoffe darum, dass diese Einsicht auch dort vorhanden ist, wo im Moment alles der Sparwut zum Opfer fällt, oder - als andere Seite der gleichen Medaille - alles auf private und rentable Spitzenmedizin ausgerichtet wird.
Gerade nachdem die Ausstellung palliative care das Haus der Generationen im Oktober verlassen hatte, fand dort eine Veranstaltung zum Thema soziale Innovation statt: viele jüngere, aber auch ältere Leute engagieren sich für gemeinsame Projekte und start ups. Das können Gemüsebeete sein, crowd funding, oder – darum erwähne ich es da: das Begleiten von Menschen in schwierigen Situationen, Flüchtlinge, schwer kranke Menschen, oder, warum nicht: Sterbende. „palliative care“ tönt ja auch so englisch wie viele dieser social innovation Projekte, und faktisch ist es ein Beispiel für genau das. Diese Ausstellung hat ihre Reise durch den Kanton beendet. Wenn sie Gespräche angeregt hat und Anregungen gegeben hat über neue Zugänge zum Umgang mit unheilbaren Krankheiten, dann hat sie auch ihr Ziel erreicht.