Bildung braucht Raum
Fraktionserklärung 26.5.2005 Laubeggschulhaus 01.000279 (302)
Volksschulhaus Laubegg: Instandsetzung und Optimierung: Baukredit
Werte Anwesende
Bildung braucht Raum. Und heute steht mit der Sanierung vom Laubegg-Schulhaus ein wichtiges Projekt für die Schülerinnen und Schüler in Bern Ost, für die Schule und für die Quartierbevölkerung im Raum. Es freut mich deshalb, dass Leute aus dem Quartier unsere Beratungen über "ihre" Schule auf der Tribüne mitverfolgen.
Es ist ein sehr komplexes Geschäft, und es hat schon in der Vorphase zu Diskussionen und heute zu Anträgen geführt. Die SP/JUSO-Fraktion hat sich darum sehr sorgfältig und mehrmals mit dem Laubegg-Schulhaus befasst und sich von ihren Kommissions-Mitgliedern lassen informieren.
Das Schulhaus Laubegg stammt von 1917 und ist noch nie vollständig saniert worden. Wer es kennt, weiss, wie überfällig die Sanierung jetzt ist. Weil ich selber im Osten wohne, sind Eltern völlig zu Recht zu mir z gumpen gekommen ,wo es eine Zeitlang so ausgesehen hat, als ob sich das Ganze verzögere: "Das könnt ihr nicht machen!" Unsere Kinder haben ein Recht auf eine moderne öffentliche Schule, das bedeutet so elementare Dinge wie Wasseranschluss, anständige Toiletten und Duscheinrichtungen, freundliche Gänge, keine Wände, wo der Verputz abblättert etc. Kurz und gut, dass das Schulhaus muss sanieren werden, ist aus Sicht der SP unbestritten. Jede Verzögerung ist für die Schüler und die Lehrer eine Zumutung, eine zusätzliche Belastung, und verursacht weitere Kosten.
Für einen Teil der Sanierung ist ein Wettbewerb ausgeschrieben worden, an dem sich immerhin 36 Büros beteiligt haben. Über die Detailfragen von der architektonischen Umsetzung gibt es allweg so viele Meinungen wie Beteiligte. Als Stadtrat können wir heute kaum beurteilen, ob die Hauswirtschaft zuerst Theorieraum dann Küche braucht oder umgekehrt, oder wo die Klassenzimmer genau hinkommen etc. Wir begrüssen grundsätzlich das Vorgehen mit Wettbewerb und sind der Meinung, dass das dazu beiträgt, dass Qualität stimmt und Kosten im Rahmen bleiben. Dafür müssen wir im Stadtrat natürlich eine politische Beurteilung vornehmen unter den Aspekten Bau- und Finanzpolitik, und vor allem auch der Bildungs-, Sozial- und Quartierpolitik.
Der Baukredit ist um öbbe 4 Mio. Franken höher ist als die erste Kostenschätzung. Trotzdem ist das keine Luxus-Sanierung:
Differenzen zwischen Kostenschätzungen bei Planungsbeginn und wenns um einen Baukredit geht, kommen – leider – immer wieder vor. In diesem Fall sind die Differenzen im Vortrag ausführlich begründet. Es hat sich seit Planungsbeginn 2001 auch einiges geändert. Das betrifft die Hauswirtschaftsräume, wo man wegen der Kündigung von der Weltistrasse jetzt im Schulhaus unterbringen muss. Änderungen hat es mit dem Behindertengesetz gegeben, wo erst nachher in Kraft getreten ist. Erst mit dem behindertengängigen Lift im Ostflügel kann man zudem den Dachraum als Aula brauchen. Das Laubegg hat bis jetzt keine Aula und keinen Mehrzweckraum. Der Singsaal ist so klein, dass bei einem Konzert nicht einmal alle Eltern Platz haben. Die Aula ist Teil der Budgetüberschreitung und sei "nice to have", ist kritisiert worden. Aber wer Kinder hat, weiss, wie wichtig eine Aula für das Leben einer Schule ist, nicht nur, weil sie - wie eine Bibliothek und ein Mehrzweckraum - im ehemaligen kantonalen Richtraumprogramm vorgesehen ist. Auf dem kalten, nicht isolierten, muffigen Dachboden vom Laubegg, eine Art Abstellkammer, hat es einen provisorischen Theäterli-Raum: Im Sommer zu heiss, im Winter zu kalt, und wegen dem Fluglärm hört man amigs die Kinder nicht. Wenn man jetzt statt den Dachboden, das Dach isoliert und eine Aula macht, weil sie mit dem Lift überhaupt erst zugänglich ist, so kann ich das nur unterstützen.
Luxus ist das, was im Laubegg geplant wird, sicher nicht.
Vergleicht man mit den Kosten von andern Gesamtsanierungen, Spitalacker, Bitzius, Pestalozzi, so liegt – jetzt generell gesehen - das Laubegg absolut im Durchschnitt. Es hat auch, wie bei andern Schulhäusern, eine Verzichtsplanung stattgefunden, ebenso klar ist für die SP/JUSO-Fraktion, dass mit dem neuen Integrationsartikel und mit der Zunahme an Wohnraum im Osten der Bedarf an Schulraum in diesem Quartier ausgewiesen ist.
Die Stadt hat in den letzten Jahren mit Erfolg verschiedene Schulhäuser saniert. In diesem Fall ist die Diskussion zwischen der Kommission, Schule und Gemeinderat offenbar schwierig gewesen, die SP/JUSO-Fraktion hat das durchaus zur Kenntnis genommen. Man kann das besser machen. Auch eine Schule muss sich den Fragen stellen, das ist gleich wie bei jedem andern Sachgeschäft. Am Schluss in Zentrum der Kritik gestanden ist dann aber der Anbau für die Schul- und Quartierbibliothek, wo seit Jahren im Schulhaus integriert ist. Die GFL/EVP- Fraktion fordert, das man auf den Anbau wegen dem Pausenplatz verzichtet, und dass man für die Regionalbibliothek eine Lösung ausserhalb vom Schulhaus sucht. Es gibt auch da keine absolute oder "einzige" Lösung, aber deutlich bessere und schlechtere Alternativen. Die SP/JUSO-Fraktion ist klar dagegen, dass der Pausenplatz gegen die Bibliothek ausgespielt wird. Sie lehnt den Antrag der GFL/EVP einstimmig und mit grosser Überzeugung ab. Er bringt der Schule nichts, den Kindern nichts, wird auf die Länge mehr Kosten verursachen und ist bildungs-, sozial- und quartierpolitisch ein unausgegorener Schnellschuss.
Die Regionalbilbliothek im Schulhaus Laubegg ist nicht neu, sie besteht seit Jahren, ist Teil des Leistungsauftrages der Kornhausbibliothek und dient gleichzeitig als Schul- und Quartierbilbliothek. Vor zweieinhalb Jahren hat der Stadtrat den Leistungsauftrag der Kornhausbibliotheken angenommen inkl. Aussenstellen wie Laubegg oder Bümpliz, und wir wehren uns dagegen, dass einfach im Rahmen von einem Sanierungskredit für ein Schulhaus eine Quartierbibliothek – zumindest vorübergehend - geschlossen werden soll.
Die GFL/EVP fordert, dass der Gemeinderat in der näheren Umgebung vom Laubegg andere Räumlichkeiten sucht. Numme: es fehlt eine konkrete Lösung, wir sind im Stadium von der unverbindlichen Ideensammlung. Sicher ist, die Bibliothek müsste – zumindest vorübergehend – zu gemacht werden. Niemand weiss, wann und wo sie wieder eröffnet würde. Der Leistungsauftrag für die Kornhausbibliothek müsste villicht sogar vom Stadtrat aufgehoben oder sistiert werden. Und wenn man denn eine neue Lösung findet, dürfte sie wohl einiges mehr kosten als die halbe Million für den Anbau, ganz abgesehen davon, dass im Laubegg Kosten anfallen, weil es dort trotzdem eine Schulbilbiothek braucht, auch das steht im Antrag. Und weil eine Schulbibliothek nicht viel kleiner wäre, gibt es im Laubegg auch noch Platzprobleme, weil ja der Anbau wegfällt.. Schliesslich hätte man in allernächster Nähe zwei Bibliotheken, oder man zügelt die Schulbibliothek in die neue Regionalbibliothek, und dann müssten die SchülerInnen, statt im Schulhaus, die Bücher und CD-ROMS nöimen anders go ausleihen.
Es ist mir klar und ich anerkenne das auch, dass der Antrag nicht gegen die Regionalbibliothek an sich gerichtet ist, sondern gegen die Verkleinerung des Pausenplatzes. Trotzdem komme ich nicht um ein paar bildungspolitische Überlegungen umme. Jeder sechste Erwachsene in der Schweiz kann numme mit Mühe einfache Texte lesen. Das ist für uns, womer uns doch als Bildungsnation verstehen, ein Alarmzeichen. Man muss die Lesekompetenz fördern, sowohl für Kinder, als auch für Jugendliche und Erwachsenen. Da ist es in den Augen der SP/JUSO-Fraktion bildungspolitisch absurd, jetzt eine Quartierbibliothek in einer Schule go uffhebe. Wir brauchen Bücher – und CD’s, und neue Medien, selbstverständlich – und zwar so nahe bei den Leuten wie möglich. Nicht alle gehen in die grosse Kornhausbibliothek. Für Behinderte spielt die Zugänglichkeit im Quartier eine grosse Rolle. Die Schule kann eine Bibliothek beliebt machen, damit die Lesekompetenz über die Schulzeit hinaus erhalten bleibt, damit ältere Geschwister oder die Eltern, wo fern von Büchern leben, einen niederschwelligen Zugang haben und den Faden nicht verlieren. Die Sprecherin der GFL hat das denn in der Debatte über den Leistungsvertrag von den Kornhausbibliotheken grad am Beispiel von der Quartierbibliothek Laubegg ausgeführt. Was gibt es bessers als die Synergie zwischen einer Schul- und einer Quartierbibliothek, gerade wenn sie auch innerhalb der Schule gut zugänglich ist, an einem Treffpunkt, wie Barbara Streit vorhin beschrieben hat.
Aber ebbe, damit sind wir beim Pausenplatz - "Eine kleine Insel kindlicher Vielfalt" sagt der erfundene Niederönzer Lehrerdichter Samuel Stritter im Lexikon der Provinzliteratur vom Pedro Lenz. Es stimmt, der Pausenplatz ist klein und eingeschlossen – und das seit 46 Jahr, nämlich seit 1959der Erweiterungsbau angefügt wurde (Hauptbau, Turnhalle, Erweiterungsbau). Wie stark er durch die Bibliothek zusätzlich eingeschränkt wird, ist ein Stück weit Ermessenssache. Es gibt nämlich kein eigener Pavillon, sondern nur eine Einglasung von dem Erweiterungsbau. Dieser ist im Parterre offen und mit Betonsäulen abgestützt. Zwei Drittel dieses offenen Parterre sollen eingeglast werden, der Rest bleibt als offener Durchgang. Das ist mir auch erst klar geworden, als ich mir das genau angesehen habe. Dort sind jetzt Abstellplätze für Velos und zwei Tischtennis-Tische. Der freie, nicht überdachte Pausenplatz wird keinen Zentimeter eingeschränkt. Nebendran hat es Parkplätze. Damit der Pausenplatz ein bitz grösser wird, könnte man auch einen Teil von diesen Parkplätze verlegen. Für uns ist das ein gangbarer Weg. Darum hat die SP/JUSO mit GB/JA- Fraktion einen Eventualantrag gestellt, wo vier Elemente umfasst: Erstens: Fünf von den sieben Parkplätzen auf dem Pausenplatz sollen aufgehoben werden, zwei bleiben für Menschen mit Behinderung und für Warenanlieferung. Zweitens sollen die aufgehobenen Parkplätze ausserhalb vom Schulhaus, am ehesten in der Wendeschlaufe vom 12er Bus realisiert werden. Drittes Element: Man sperrt den Steigerweg während den grossen Pausen. Diese Lösung gibt es bereits im Turnweg in der Lorraine, da wird während zwei mal fünfzehn Minuten an Schultagen mit so Plastik-Hütchen die Strasse zugemacht, damit die Kinder mehr Pausenplatz haben. Viertens soll der Gemeinderat prüfen, ob es einen Ersatzunterstand gibt für den Teil, der wegfällt. Das ist machbar: Die Parkplätze kann man verlegen, es ist keine Frage der Kosten, die Alternativen sind vorhanden – Stichwort Bus-Wendeschlaufe, wo im Moment sowieso umgebaut wird und wo es Parkplätze hat, und der Pausenplatz bekommt so zusätzlichen Raum. Es gibt einen zweiten Antrag der GFL/EVP-Fraktion, wo im Prinzip das gleiche will. Wir haben in unserem Antrag die Elemente Parkplätze aufheben und neue Parkplätze realisieren wegen der Klarheit auseinander genommen und zwei kleinere, zusätzliche Aspekte reingenommen, wo die Qualität des Pausenplatzes noch verbessern. Diese Lösung macht natürlich nur Sinn, wenn der Rat der Sanierung zustimmt inklusive Bibliothek, im andern Fall würde die SP/JUSO-Fraktion den Antrag weder stellen noch unterstützen, weil man dann ja den Unterstand auf Kosten der Quartierbibliothek hätte.
Wir verstehen ehrlich gesagt die GFL/EVP-Fraktion nicht ganz, denn mit ihrem eigenen oder unserm Antrag zu den Parkplätzen würde sie auch zur Verbesserung des Pausenplatzes beitragen ohne die quartier- und bildungspolitisch bedenkliche Auslagerung/Schliessung von der Regionalbibliothek.
Zum Schluss: Wir wollen eine gute öffentliche Schule. Die Sanierung vom Laubegg ist dringend. Für Verbesserungen bei der Pausenplatz-Gestaltung sind wir zu haben. Die Quartierbibliothek soll – mit dem Anbau – in der Schule bleiben, im Interesse von unsern Kindern, wo dort in die Schule gehen und vom Quartier, wo auch ein kleines Stück ist von unserer Bildungsnation Schweiz.