Bern 2040
Im Jahre 2012 erschien eine Serie in der Berner Zeitung, später als Buch, von Jürg Steiner und Stefan von Bergen über Bern im Jahre 2040 (Wieviel Bern braucht die Schweiz - Stämpfli Verlag 2012). Mit diesem Thema habe ich mich intensiv auseinander gesetzt - habe auch eine andere Einschätzung als die beiden BZ-Autoren (siehe unten). Spannend dabei: bei Zukunftsfragen viele verschiedene Disziplinen und Sichtweisen miteinander in Beziehung setzen.
Mondragon
In le monde diplomatique von Januar 2014 ist ein Bericht über die Genossenschaft Mondragon zu lesen, mit 80'000 Beschäftigten die grösste Genossenschaft weltweit. Ein Hinweis, dass es eben auch anders geht.
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Wieviel Bern braucht die Schweiz?
Ich muss mein Urteil teilweise revidieren: Die Zukunftsszenarien von Stefan von Bergen und Jürg Steiner zu Bern 2040, welche in der Berner Zeitung erschienen sind, kritisiere ich im Interview mit der BZ als simple Fortführung eines Neoliberalismus ohne soziale und kulturelle Auseinandersetzungen ("Eigenverantwortung, Eigenständigkeit, Beharrlichkeit" als Leitmotiv des positiven Szenarios, was tönt wie das "Mehr Freiheit, weniger Staat" der FDP). Das Buch von Stefan von Bergen und Jürg Steiner "Wieviel Bern braucht die Schweiz" bietet jedoch mehr: eine spannende, unbedingt lesenswerte und über weite Strecken neue Lesart der Berner Geschichte seit1750 bis heute. So wird etwa die Revolution von 1831 in der Zeit der demokratischen Bewegung und die Bedeutung der Landstädte gewürdigt, namentlich Burgdorf, mit den Gebrüdern Snell und dem im Buch nicht erwähnten Fabrikanten Friedrich Miescher. Zwei Bemerkungen kann ich mir trotzdem nicht verkneifen:
Im Buch wird der Stocker-Risch-Bericht von Anfang der 70er Jahre hoch gelobt als "Weckruf" einer zu wenig produktiven und zu fragmentierten Wirtschaft. Anschliessend wird einer der Autoren, Paul Risch, für 15 Jahre einer der Generaldirektoren der Kantonalbank: "In seiner durchzogenen Ära verliert die Bank in der Wirtschaftsförderung Milliarden". Wie bitte? Ich nenne den Milliardenverlust der Kantonalbank eines der grössten Debakel der Berner Wirtschaftsgeschichte - da wäre die Analyse angebracht , ob Risch's Wirtschaftsvisionen und seinem Handeln bei der Kantonalbank vielleicht ein Zusammehang bestanden hat, und die Frage erlaubt gewesen, weshalb nie jemand für das Debakel zur Verantwortung gezogen worden ist.
In den fast zehn Seiten über die Zeit 1980-2008 finden die Rolle der RGM-Mehrheit in der Stadt Bern gerade mal auf gut gezählten zehn Zeilen Platz: "1992 erobert das rot-grüne Politlager die Mehrheit in der Stadt, die ab der Jahrtausendwende zu neuem Leben erwacht". Auch hier hätte sich die Frage möglicherweise aufgedrängt, ob da vielleicht gar ein Zusammenhang besteht. Neben dem absolut berechtigten Hautpthema "wieviel Bern braucht die Schweiz" fehlt leider die naheliegende Frage: "wieviel Bern braucht Bern?".
zum weiter lesen: Urbanophobie
Bern 2040: Stichworte und Hintergründe
Am 30. Juni 2012 führte ich ein Interview mit Stefan von Bergen und Jürg Steiner für die Berner Zeitung zum Thema "Bern 2040".
Das Interview:
Interview in der Berner Zeitung
Das Interview als PDF: erste und zweite Zeitungsseite
Die Kritik:
Ursprünglich hatte ich Kritik geübt an ihren eigenen Szenarien, die sie in der Berner Zeitung veröffentlichten. Insbesondere das vierte - positive - Szenario von Steiner/Von Bergen hat mich zur Kritik veranlasst (inkl. Links zu den andern drei Szenarien).
Die Hintergründe:
Im Interview konnte ich längst nicht alle Überlegungen mit Argumenten untermauern, deshalb hier ein paar weitere Stichworte und Hinweise zum Interview:
Gefährdete Gesellschaft und soziale Gerechtigkeit
Zusammenhalt und Bürgergesellschaft