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Mobbing im rot-grünen Bern?

07.000110 (07/182)

Stadtrat 26.4.2007: Dringliche Interpellation FDP (Philippe Müller/Dolores Dana):

Werte Anwesende

Es hat offenbar schon ab Mitte März in Bern eine Hitzeperiode geherrscht, es ist nicht schlecht, wenn man in einer solchen Situation versucht, kühlen Kopf zu bewahren. "Mobbing" im speziellen ist ein Begriff, wo, wenn einmal in die Welt gesetzt, vorschnelle Urteile und Instrumentalisierungen fördert, erst recht, wenn das in den Medien öffentlich passiert. Wo der Rücktritt von Frau Maeder bekannt geworden ist Mitte März, ist ihr zwar Führungsstil schon ein Thema gewesen. Auf der andern Seite haben wir – das sei auch gesagt - keinen Grund zur Annahme, dass die Funktion von der Stadtkanzlei fachlich beeinträchtigt worden sei. Die Fraktionen haben zurückhaltend reagiert, Simon Glauser hat dann unter anderm gesagt – ich habe ja nicht so häufig Verständnis für seine Aussagen: "Es geht hier auch um Menschen, da braucht es jetzt nicht noch mehr Kritik in der Öffentlichkeit". Es wäre ein einigermassen stilvoller Abgang gewesen von einer je nach Sichtweise starken oder sehr schwierigen Persönlichkeit. Mit ihrer Art von der Personalführung haben sich ja schon früher Stadtratskommissionen befasst, und wenn man da Kritik üben will, dann trifft sie den früheren Gemeinderat mit und uns selbst als Stadtrat. Jetzt hat der Gemeinderat in seiner (fast) heutigen Zusammensetzung – im Unterschied zu früheren Jahren - gehandelt, wirklich gehandelt und seine Verantwortung wahrgenommen, aus Sicht von der SP-Fraktion korrekt und nachvollziehbar, denn wenn es um so heikle Personalfragen geht, ist der Grat zwischen Geheimniskrämerei und Nichtstun, Anstand und Hexenjagd oder Blosstellung sehr schmal.

Dadraufaben hat Frau Maeder in den Medien den Begriff Mobbing für sich in Anspruch genommen, und das ist dann politisch aufgegriffen worden. Postwendend sind anonyme Mobbing-Vorwürfe im umgekehrten Sinne in die Öffentlichkeit getragen worden, und die Emotionen sind nochmals hoch gegangen. Die SP-Fraktion hat Verständnis für die Frauen, wo sich in dieser Situation fragen, wie da mit Kaderfrauen umgesprungen wird, wo im öffentlichen Schaufenster stehen, aber umgekehrt auch mit ArbeitnehmerInnen, die unter schwierigen Führungssituationen leiden sollten. Kein Verständnis hat sie, wenn man Personen und das Mobbing-Thema politisch oder medial instrumentalisiert, oder so direkt und inaktzeptabel auf den Stadtpräsidenten spielt wie Philippe Müller von der FDP heute abend.

Der Gemeinderat hat, und auch hier hat er die Unterstützung von der SP-Fraktion, dem Professor (und alt FDP-Stadtrat) Hans Peter Walter den Auftrag gegeben, dass er die verschiedenen Vorwürfe nochmals genau abklärt. Das ist das, was man in einer so heiklen Situation machen kann: Wir erhoffen uns eine klare und transparente, aber nüchterne Analyse von der Sachlage und der Vorwürfe, und dazu ist mit auch eine Voraussetzung, dass man in diesem "geschützteren Rahmen" persönlich zu anonymen Anschuldigungen steht. Die Vorsicht, die FDP-Gemeinderätin Barbara Hayoz heute an den Tag gelegt hat, ist berechtigt, ebenso die Mahnung des BAK-Präsidenten Conradin Conzetti, nicht überzureagieren. Die Forderung der FDP nach Untersuchungen zurück bis 1996 erinnert mich dagegen eher an Inquisition. Für die SP ist offen, wie weit eine Ausdehnung von der Abklärung zurück in die weitere Vergangenheit, gerade wenn sie auch nicht zu lange dauern soll, nötig ist. Wir sind aber auch der Meinung, dass man sich für die Zukunft Überlegungen machen muss: dass man halt, auch als Stadtrats-Kommission, als Gemeinderat, in einer solchen Situation dran bleibt, dass man das aber nicht in der Öffentlichkeit tut, und vor allem, dass der Gemeinderat jetzt den Neustart der Stadtkanzlei wirklich an die Hand nimmt.