Einheit als Ziel bei Schulkommission und Schulmodell?
Fraktionserklärung zur Schulkommission
Werte Anwesende
Eine einheitliche Schulkommission lehnt die SP auch durch die Hintertür der Einführung via Übergangsbestimmungen ab. Die SP will die Schule nicht mit Reformen in alle Richtungen überfordern. Der Stadtrat hat die Revision zu Ende beraten und hat, wie Medien zu Recht schrieben, Kurve gerade noch gekriegt. Bei dieser Teilrevision geht es in erster Linie um die Umsetzung des Integrationsartikels.
Der Antrag der GLP, eine einheitliche Schulkommission zu prüfen, ist sicher besser als sie sofort einführen, und hat die Situation entspannt. Aber bis zu den Sommerferien 2012 dem Stadtrat eine umfassende Vorlage vorzulegen, wenn in dem Jahr schon die nächste Totalrevision bevorsteht, überfordert alle Beteiligten, ist ineffizient im Ablauf, demotiviert die Schulkommissionen und verunsichert die Schulen. Und dann stimmt die FDP noch für Wahl aller Lehrer durch die Schulkommission – das wäre eine Verwaltungseinheit und Chaos pur. Die Schule braucht eine starke Abstützung in den Quartieren und in der Bevölkerung, wie das ja auch mit den Quartiervereinen passiert. Und ausgerechnet bei der Schule will man das wieder abschaffen? Wir spüren einen grossen Druck aus der Bevölkerung und von der Basis, übrigens auch von den Mitgliedern aus andern Parteien. Das System Schule ist ein Volksanliegen, da tragen wir alle eine besondere Verantwortung.
Fraktionserklärung zur Modellvielfalt
Werte Anwesende
Die Modellvielfalt gibt es seit Anfang der 90er Jahre: Es hat damals einen breit abgestützter Kompromiss gegeben: Bürgerliche haben der Modellvielfalt zugstimmt, dafür RGM hat zugestanden, dass 9. Schuljahr im Gym geführt wird. So wurden überhaupt integrative Modell möglich. Bei jeder Revision haben Bürgerliche ihren Beitrag zum Kompromiss wieder versucht zu kippen, indem sie Modellvielfalt streichen und zurück zu Manuel wollten.
Die SP will eine integrativere Schule, keine Frage. Diesen Weg wollen wir, auch ein Auftrag unserer Basis, gehen. Das ist auch die Richtung, in der andere Kantone, das Ausland, die Forschung gehen. Aber dieser nächste Schritt ist genauso nur breit abgestützt möglich wie der erste: abgestützt im Schulsystem, wo im Moment noch über zwei Drittel mit dem kooperativen Modell arbeitet, mit genügend Ressourcen ausgestattet, in einem möglichst weit gehenden Konsens und mit konstruktiven Partnern. Das Modell durchstieren bringt nicht, sogar wenn es theoretisch möglich wäre. Dieser Schritt muss in der Bevölkerung getragen wird und darf nicht zu einer gesellschaftlichen Zerreissprobe führt, die der Schule nichts bringt.
Auch eine integrative Schule muss flexibel sein: Einheitlichkeit an sich ist kein Ziel der SP, und kein Ziel der Schule: es gibt ganz simple, praktische, Gründe für diese Flexibilität: so braucht eine Sportschule wie in der Länggasse ein anderes Modell als eine „normale“ Schule, im einten Fall Twann, im andern Manuel. Es gibt übrigens auch während dem Schuljahr immer wieder Wechsel von der Sport- zur normalen Klasse und umgekehrt. Das ist völlig problemlos, denn es sind nur andere Zusammenarbeitsformen, der Unterrichtsstoff ist immer der gleiche. Modellvielfalt hat also nichts mit der Harmonisierung vom Schulunterrichtes zu tun und steht dieser auch nicht im Weg.
Ein einheitliches Schulmodell ist im Moment der Schlüssel der Bürgerlichen für die Rückkehr zum Manuel, für das Aufkünden vom Kompromiss, weil sie wissen, dass im Moment ein einheitliches integratives Modell nicht durchsetzbar ist. Wenn aber Manuel auch nicht durchsetzbar ist, dann nimmt die FDP, das hat der Sprecher letzte Woche deutlich gesagt, lieber die Modellvielfalt.
So ist auch der GLP-Antrag kein Kompromiss, wie die GLP in der Medienmitteilung schreibt: Man fragt sich, wer mit wem da einen Kompromiss ausgehandelt hat und vor allem was die Inhalte des Kompromisses sind. Er beinhaltet nur das Ziel eines einheitlichen Schulmodelles – ohne breiten Konsens heisst das die Rückkehr zu Manuel. Das zeigt sich auch in der Formulierung: „Der Unterricht von allen Schülerinnen und Schülern in der gleichen Stammklasse ist kritisch zu prüfen und nur dann vorzusehen, wenn dies die Unterstützung einer überwiegenden Zahl der Lehrpersonen erhält.“ Die Weiterentwicklung von Schulmodellen ist nicht eine Frage, wie viele LehrerInnen in einer Abstimmung dafür sind, sondern unter welchen Rahmenbedingungen – im weiteren Umfeld der Modellwahl, sprich Finanzen, Strukturen, etc. – eine solche Weiterentwicklung machbar ist.
Es ist klar, dass sich die SP nicht auf das Ziel eines einheitlichen Schulmodelles verpflichten will – die Gegner einer integrativen Schule würden quasi ein Vetorecht ohne Gegenleistung erhalten. Ich meine eigentlich, niemand, der den Weg zu integrativen Schulen befürwortet, kann das unterstützen. Auch die Schulen, das sage ich nach Rücksprache mit mehreren Schulleitungen, wollen in erster Linie mit der Modellvielfalt weiter arbeiten.
Aus all diesen Gründen bitte ich nochmals alle, denen die integrativen Schulmodell und die Zukunft der Schule am Herzen liegen, sich gut zu überlegen, wie sie stimmen sollen. Die Festlegung auf ein Einheitsmodell in einem Jahr (oder zwei) führt im besten Fall die Blockade weiter und im schlechtesten Fall zu einer Rückschritt zum kooperativen Schulmodell wie vor zwanzig Jahren. Wenn schon einheitlich, dann ist die SP für eine integrative Schule. Deshalb stimmen wir am Schluss klar für die Modellvielfalt, das heisst gegen jede Übergangslösung. Im Interesse der Schule und der Stadt Bern.