Schlagabtausch um Stadtschreiberin Maeder
Eingaben von FDP und SVP haben am Donnerstag im Berner Stadtparlament den erwarteten Schlagabtausch zur «Affäre Maeder» provoziert.
Während die Linke das vorsichtige Vorgehen des Gemeinderats würdigte, forderten die Bürgerlichen eine schonungslose Untersuchung der Vorgänge in der Stadtkanzlei ab 1996. «Es gibt zu viele offene Fragen, jetzt muss endlich untersucht werden, aber richtig», forderte Interpellant Philippe Müller (FDP). Und zwar nicht nur die letzten zwei Jahre, sondern schon ab 1996, mit allen Vollmachten für den externen Experten und uneingeschränkter Akteneinsicht.Falls der Experte eine Ausdehnung des Zeithorizont verlange, werde der Gemeinderat zustimmen, versicherte Gemeinderätin Barbara Hayoz. Für die uneingeschränkte Akteneinsicht sehe sie indes nur den Weg über eine PUK. Kritik an Tschäppät Das Schweigen in jener Ecke, woher es sonst am lautesten töne, wenn es um Mobbing, Sexismus oder Gleichstellung gehe, sei schon erstaunlich, so Müller weiter. Der Gemeinderat weiche in seiner Antwort auf seine Interpellation aus. Und Stadtpräsident Alexander Tschäppät als Vorgesetzter von Maeder nehme sich aus der Schusslinie, indem er Gemeinderatskollegin Hayoz vorschicke. Diese erklärte auf Müllers Fragen, von einem Malaise in der Stadtkanzlei könne keine Rede sein. Heute liege die Personal- Fluktuation auf ähnlichem Niveau wie im Rest der Stadtverwaltung. Die drei Konfliktsfälle, welche in den Medien publiziert wurden, hätten ihre Ursprünge in der vorangegangenen Legislatur. Auf anonyme Vorwürfe via Medien trete der Gemeinderat grundsätzlich nicht ein. Im vorliegenden Fall seien die neusten Schilderungen indes derart detailliert, dass der Gemeinderat eine Ausnahme mache. Indiskretionen gebe es leider immer wieder, das sei systembedingt. Es sei schwer, etwas dagegen zu unternehmen. Linke mahnen zu Mässigung Deshalb erachte der Gemeinderat eine Untersuchung als sinnvoll. Angebliche Mobbing-Opfer von Irène Maeder hatten sich via «Berner Zeitung» an die Öffentlichkeit gewandt. Führungsstil und vorzeitiger Rücktritt der je nach politischer Brille starken oder schwierigen Stadtschreiberin hatten Gerüchte und Behauptungen ins Kraut schliessen lassen. Verschiedene Sprecher aus dem rot-grünen Spektrum mahnten zu Mässigung. Mit Mobbingvorwürfen müsse vorsichtig umgegangen werden. Zudem verwahrte man sich gegen die politische Instrumentalisierung des Mobbingbegriffes und das «direkte Spiel auf den Mann» durch Müller. Die vorsichtige Antwort des Gemeinderates sei berechtigt. Er hoffe auf eine klare, transparente und nüchterne Analyse des externen Experten, sagte Thomas Göttin (SP). Die Forderung von Müller nach einer Ausdehnung der Untersuchung schon ab 1996 erinnere da eher an Inquisition. Bürgerliche kritisieren Führungsschwäche Die Bürgerlichen warfen dem Gemeinderat Führungsschwäche vor. Er warte ab und spiele auf Zeit, kritisierte Beat Schori (SVP). Christian Wasserfallen (FDP) witterte ein abgekartetes Spiel. Und Dolores Dana (FDP) erinnerte Rot-Grün daran, in der Tierpark- Affäre entschieden weniger zimperlich vorgegangen zu sein und nicht davor zurück geschreckt zu haben, vorschnell eine Karriere zu zerstören. Aber wenn es um eine rote oder grüne Direktion gehe, verschliesse Rot-Grün die Augen. |