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Gesellschaftliches Engagement als Lebenselixier

Liebe Stadträte, liebe Freundinnen, Freunde und Gäste

 

Ein Parlament das seine Arbeit gut macht, schaut, dass es handlungsfähig bleibt und sich nicht nur mit sich selbst beschäftigt. Dazu gehört, dass man sich nicht abschottet, sich zeigt und den Austausch pflegt. Darum, und weil ich gerne feste, was diejenigen wissen, die mich kennen, habe ich für dieses Fest mehr in die Anzahl Leute investiert als in die Anzahl Gänge beim Essen oder den Jahrgang beim Wein.

Es sind viele Leute hier aus meinem persönlich oder politischen Leben. Natürlich zuerst Stadt- und Gemeinderäte, und weitere Politikerinnen und Politiker, mit welchen mich vor allem die persönliche Art vom Engagement oder die Musik verbindet.

Mit dabei Mitglieder der SP Sektion Bern Ost, die mich über Jahre begleitet haben auch als ich einziger SP-Stadtrat aus dem Quartier war, ein ganz wichtiger Rückhalt. Sie machen heute auch das legendäre, am Thunplatzfest beliebte Risotto. Ihr habt sicher bemerkt: Das Risotto ist Rot-Grün, das Grün hat viele Schattierungen. Dazu gibt es Engadiner Würste, eine Verbindung zur Familie und dritten Heimat. Beim Dessert gibt es Pannacotta in BDP-gelb, und einen FDP-marzipanblauen Kuchen.

Dabei also meine Familie von Basel bis Engadin und Neuenburg, die Tochter kam extra von Oxford. Es sind einige Junge hier und ich freue mich sehr über das Engagement dieser nächsten Generation. Zusammen mit meinen Sohn ist auch der jüngste Fussballclub der Stadt Bern da, Ostbärn FC, er hilft tatkräftig beim Risotto und Catering. Er ist leider immer noch ohne und braucht unbedingt einen Fussballplatz in der Stadt Bern.

Von den unmittelbaren Nachbarn von den Gewächshäusern sind ein paar hier. Ebenfalls Freunde und Freundinnen aus dem Quartier, sie sehen uns manchmal direkt in die Stube sehen, sie „erden“ mich zwischendurch und sind teilweise ausgezeichnete JasserInnen. Das Quartier – oder fast ein Dorf – ist ein wichtiger Bezugspunkt. Dann Leute vom Curling und der Literaturgruppe. In dieser wird mindestens in der Hälfte von der Zeit sowieso politisiert.

Besonders freue mich über die Freunde aus Basel, aus der Politik, und von meiner Fasnachtsclique Junteressli. Die sind schuld, wenn ich am Donnerstag nach der Fasnacht verkatert muss den Stadtrat leiten.

Schliesslich Leute die ich mit dem Projekt Bernsehen verbinde. In den letzten Jahren sind spannende Bilder und Texte zu Bern und mit Blick auf Bern entstanden von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern. Initiative und tolle Bilder hat Raoul Ris beigesteuert. Nicht zu vergessen Journal B, das dieses Jahr 5 Jahre alt wird und vom Engagement von vielen Freiwilligen getragen wird. Journal B ist heute auch die Verbindung zu einer weiteren Leidenschaft von mir, der Volksmusik: Adi Blum hat diese wunderbaren Wälzerli extra für Journal B komponiert, z.b. der Erbslizählerwalzer (über die Tragik von Budgetkürzungen im Bildungsbereich).

 

Es freut mich, dass wir heute in „meinem“ Quartier zu Gast sind, in den neuen Gewächshäusern der Stadtgärtnerei. Der Name Elfenau stammt von Anna Feodorowna, die sich als Ehefrau vom Bruder des russischen Zaren Alexander getrennt hat und 1814 hierher geflüchtet ist. Wir sind hier in einem einzigarten englischen Garten der Schweiz, die Regie hat für das Fest sogar noch den Schnee beigesteuert...

Ursprünglich hätte dieser Garten mit Einfamilienhäusern überbaut werden sollen. Dass wir jetzt im Burgernziel neue, verdichtete Wohnungen bauen und die Umgebung mit der Thunstrasse – hoffentlich - quartierfreundlicher gestalten, finde ich die bessere Lösung. Burgernziel, Thunstrasse, und der Deckel auf der A6 im Ostring sind im Stadtrat meine ersten Themen gewesen vor zwölf Jahren, und sie sind immer noch aktuell. Ich habe Wetten gewonnen über die Verkehrsbelastung im Vergleich zu andern Quartieren, aber langsam wird der Osten doch zu einem politischen Schwerpunkt-Thema. Manchmal brauchen innovative Weg einen langen Schnauf.

Hundert Meter von hier gibt es einen Kinderspielplatz. Die Quartierorganisation hat ihn zusammen mit den Kindern umbaut und jetzt ist er unter den Kinder der absolute Renner. Bei der Bushaltestelle ist der Brunnaderelade für den sich Quartierbewohner engagieren genauso wie für das Café Elfenau da drüben. Es ist überhaupt nicht so, dass in einer Stadt weniger Leute sich freiwillig engagieren als auf dem Land. Quartiere und noch kleinere Strukturen, Strassen, Genossenschaften, Quartierzentren leben von solchem Engagement. Ich freue mich immer wieder, wieviel Kreativität, wieviel Herzblut so viele Leute für die Gemeinschaft aufbringen. Bern sollte sich nicht zu klein machen, als Stadt, als Region sind wir innovativer, als wir manchmal selber glauben. Es gibt über das Quartier hinaus viel private Initiativen, urban farming, slow food, Tauschringe, Projekte wie Generationenhaus, Pror, Reitschule, Haus der Religionen.

 

Unser Blick, der mediale Blick ist oft auf Konflikt und Dissens gerichtet. Dort sind Emotionen schnell zu haben. Die Währung ist Empörung. Die Sachen sind schnell kritisiert. Aber der Aufbau und Vernetzung von neune Formen der Zusammenarbeit setzt nicht nur Begeisterung und Fantasie voraus, sondern basiert auch auf gemeinsamen Erfahrungen und Vertrauen, und das braucht Zeit und Geduld. Wir haben unsere Umwelt so schnell umgestaltet, dass unsere Erfahrungen, wie man als Gesellschaft mit dieser Veränderung umgeht, manchmal gar nicht damit Schritt halten konnten.

 

Ich bin überzeugt, dass die Städte einen Schlüssel für die Zukunft bilden. Jaime Lerner, ehemaliger Stadtpräsident von Curitiba in Brasilien mit 1,4 Millionen Einwohnern, hat gesagt, die Stadt ist nicht das Problem, sondern die Lösung. Gesellschaftliches Engagement ist das Lebenselixier dazu, und wir müssen mit guten Rahmenbedingungen Sorge tragen, dass möglichst viele gesellschaftliche Gruppen und Initiativen sich wollen und können für unsere Zukunft engagieren, und nicht, dass wir ein politischem Gschtürm ablassen, wo es den Freiwilligen ablöscht. Eine nächste Generation nimmt sich dieser Herausforderung an mit neuen Netzwerken, neuen Ideen, auch mit einem neuen Verständnis von Unternehmertum und neuer Technologie, und mit einem Engagement, das ansteckend ist.

Auch im heutigen Fest steckt viel freiwillige Arbeit: ein grosses Merci der SP Bern Ost für das Risotto, an alle die einen Kuchen gebacken haben, das ist eine Quartierleistung, dem Ostbärn FC für das Service, meiner Arbeitsgruppe für die Vorbereitung: Paula Bezzola für die Organisation, Nicola von Greyerz für die Moderation, und Sabine Schärrer für alles.

Geniesst den Abend. Beim Heimgehen gibt es für alle, die es möchten und noch nicht kennen, ein Geschenk zum Mitnehmen, zum Bernsehen, es heisst so und ist das Buch „Bernsehen II“.

Geniesst die Disco mit Christoph Balsiger. Vielleicht spielt er das Stück Jama Ko von Bassekou Kouyate. Der Musiker hat es aufgenommen 2012 in Bamako, während 500 Meter davo entfernt grad ein Staatsstreich stattfindet und die Islamisten vor der Stadt stehe.: Er sagt:  "Jama Ko means a big gathering of People" auf Schweizerdeutsch Zämme Ko „If there is a big Party, everybody comes und dresses nicely. Even if you are not rich, you can come and enjoy yourself. Do what you feel is in your heart. Unlike what the Islamist in the North say, Mali is an open und tolerant place." Für mich heisst Musik auch: Verbundenheit mit euch allen und das wiederum: Vertrauen in die Zukunft.