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Projektwoche „Schulen nach Bern“

 

Begrüssung vom 9. November 2015

Thomas Göttin, Vize-Stadtratspräsident des Stadtparlaments Bern

 

Werte Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus Oberuzwil, Gurmels, Massagno, Bubikon und Adelboden, herzlich willkommen in der Stadt Bern.

 

Gentili Consigliere nazionali e Consiglieri nazionali. È per me un grande piacere augurarvi un cordiale benvenuto a Berna.

 

Ich bin Vizepräsident des Parlaments der Stadt Bern. Wir sind 80 Parlamentarier und treffen uns am Donnerstagabend im Berner Rathaus zur Sitzung. Sie sind hier, um Bundesbern die Parlamentsarbeit kennenzulernen – unter ParlamentarierInnen ist man übrigens meist per Du. Ihr – meine ParlamentskollegInnen für diese Woche, wollt die Mechanismen der Politik selber ausprobieren. Das freut mich sehr, und ihr habt vielleicht auch die nationalen Wahlen verfolgt, und seid mit dem Resultat zufrieden - oder auch nicht.

Was braucht es für die Politik: Zuerst einmal ein eigenes Urteil und eine persönliche Meinung. Ich meine: Traut eurem eigenen Urteil, traut eurer eigenen Meinung. Es gibt keine andere Instanz in der Politik. Mit unserem Urteil gestalten wir die Politik - so oder so.

Auch wenn wir uns nicht dafür interessieren, gestalten wir sie mit – indem wir die Gestaltung den andern überlassen. Bei Abstimmungen gehen zwanzig Prozent weniger Junge als Ältere an die Urne. Egal wie die genauen Zahlen bei der Masseneinwanderungsinitiative nun waren: Die Jungen haben den Alten die Entscheidung überlassen.

Ebenso wichtig ist Respekt: Denn Respekt für den politischen Gegner, seine Person und seine Meinung, ist Voraussetzung für die eigene Glaubwürdigkeit.

Schliesslich braucht es Interesse und Neugier für das Thema, das ist Voraussetzung für die überzeugenden Argumente.

In der Politik braucht es aber auch Mehrheiten, und dafür die Fähigkeit zum Kompromiss. Und manchmal reicht selbst die Bereitschaft zum Kompromiss nicht. Es braucht Geduld und Ausdauer, bis auch die andern – wir Älteren – neue Ideen begreifen.

Im Unterschied zu Computerspielen, wo man fast immer das next level erreicht, gibt es in der Politik aber keine Erfolgsgarantie. Das hat sein Gutes – nicht jede neue Idee ist so gut, wie ihre Urheber in der ersten Begeisterung meinen. Es hat aber auch Nachteile: Junge erleben die Politik als Veranstaltung der Älteren.

Die Visionen der jungen Generation zu ihrer eigenen Zukunft haben es schwer. Deshalb sollten wir vielleicht eine neue Parlamentskammer einführen zuständig für Zukunftsfragen, ein „Collège du futur“, wie es Dominique Bourg von der Universität Lausanne vorgeschlagen hat.

Vor allem aber: Politik macht man mit dem Herzen. Entscheidend ist die Neugier für das, was die Menschen bewegt, die Leidenschaft, manchmal gar Empörung. Man möchte die Dinge ändern, die einem ungerecht erscheinen.

Oft bin ich selber ganz einfach gescheitert mit Ideen, seit ich in eurem Alter begonnen habe, mich politisch zu engagieren. Das ist nicht schlimm, im Gegenteil: Wenn man es versucht, so ist man später stolz darauf, und man hat nichts in sich hineingefressen, das ist gut gegen Magengeschwüre. Aber vor allem: ich habe immer wieder gestaunt, wie viele andere, engagierte, interessante Menschen ich getroffen habe, die dasselbe Ziel haben. Man ist nicht allein. Das ist wunderbar.

La politica si fa con idee e curiosità. Ma ciò che è veramente importante e la passione e anche certe volte il coraggio. Le mie prime esperienze politiche le ho fatte a Basilea con i nostri vicini, che sono i francesi dell’Alsace ed i tedeschi della regione Schwarzwald. Tre lingue, tre dogane, certo, ma le manifestazioni, l’obiettiva comune creavano un sentimento d’affinità, c’era molto bello. La politica si fa con il cuore - e si fa insieme. Dunque niente imbarazzo, cogliete l’occasione di discutere, e venuta la sera, scoprite tutti assieme la città di Berna, i suoi caffè, la sua vita culturale, la sua vita notturna.

Es freut mich sehr, dass das Projekt Schulen für Bern weiter durchgeführt werden kann. Ein merci deshalb auch an die Burgergemeinde Bern. Und ein Merci an den Verein und an die LehrerInnen und Lehrer, welche sich für diese Woche Zeit nehmen.

Es braucht politische Bildung, mehr denn je. Ihr werdet sie diese Woche geniessen. Fordert politische Bildung auch von euren Schulen, in der Gemeinde, im Kanton. Leider haben viele Kantone derzeit vor allem Sparen auf der politischen Agenda. Wenn es dann heisst: kein Geld, dann fordert trotzdem, dass bei der Bildung nicht gespart wird. Es geht um eure, und um unsere Zukunft.

Der Stadtrat von Bern macht übrigens nicht nur Politik, sondern zwischendurch auch Musik. Fraktionszwang heisst unsere Band mit Parlamentsmitgliedern quer durch alle Parteien. Wenn ihr diese Woche am Mikrofon im Parlamentssaal eure Debatten austrägt, dann hört euch zumindest ein Stück an, es handelt von eben dem Mikrofon im Parlament, und was es alles erdulden muss. Sollte euch die CD nicht gefallen, dann macht das gar nichts: In der Musik gelten verschiedene Stile oder Traditionen weniger als Gegensätze, sondern als Vielfalt. Und Musik setzt erst noch Zuhören voraus. Auch der Politik tut Vielfalt gut, Zuhören ebenso.

 

Ich wünsche euch im Namen des Berner Stadtparlaments eine vielfältige, aufregende und lernreiche Polit-Woche und hoffe, dass ihr euch in Bern in jeder Beziehung wohl fühlt.

 

A nome del Parlamento di Berna, vi auguro una buona settimana a Berna e vi invito a scoprire non solo il Palazzo federale e la vita politica, ma anche la città, gli spazi verdi e la gente che ci vive e ci lavora. Buon divertimento!

 

Thomas Göttin, Vizestadtratspräsident Bern